Historie

1949 – wie alles begann. Die Geschichte des Spielmannszuges Vinsebeck.

Spielmannszug Vinsebeck | www.sz.vinsebeck.de


Am 8. Juli im Jahre 1949 versammelten sich in der Gastwirtschaft Müller einige junge Männer um ein unserer Gemeinde entsprechendes Tambourkorps zu gründen. Laut Protokollbuch des Vereins kamen an jenem Abend 16 Gründungsmitglieder zusammen. Bernhard Horstmann wurde zum Ersten Vorsitzenden gewählt, Bernhard Schumacher zum Schriftführer und Kassierer.

Die Nachkriegsjahre waren hart und so musste der junge Verein am Anfang so manche Schwierigkeit überwinden, die sechs der Gründungsmitglieder bereits im ersten Jahr das Handtuch werfen ließen. Aber den restlichen zehn gelang es, Instrumente zu besorgen. Auch der erste Sponsor war bald gefunden: „Zimmer-Stellmachermeister“ Anton Böddecker spendierte vier Tische, an denen die Trommler Samstagsabends die ersten Stücke üben konnten – unter der Leitung des Ersten Vorsitzenden. Die Flötisten erlernten ihr Spiel unter der Leitung von Reinhold Lause. Schon nach kurzer Zeit hatte der Verein fünf Märsche im Repertoire: Den Torgauer Marsch, den Lieben-Marsch, den Armeemarsch 113, sowie Locke und Zapfenstreich.

Noch im Dezember des Gründungsjahres entschied sich der junge Verein für eine gold-blaue Uniform und Reichsgraf Wolff Metternich stiftete „in liebevoller Weise“ einen Tambourstab. Damit war der Spielmannszug für seinen ersten öffentlichen Auftritt Pfingsten 1950 gerüstet.

Historie | Die 1950er Jahre.

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Bereits 1951 trat der Verein, der mittlerweile einige neue Mitglieder hinzugewonnen hatte, auch in anderen Gemeinden auf, beim Sängerfest oder Feuerwehrfest in Steinheim beispielsweise. 1953 ließ die Vereinskasse erstmals einen Tagesauflug zu: Mit dem Bus ging es am 16. August über Paderborn, zum Edersee, nach Kassel und weiter durchs Fuldatal. Da in diesem Jahr das erste Vereinsmitglied heiratete, wurde einstimmig beschlossen, von jetzt an jeden Mitglied zur Hochzeit ein Ständchen zu spielen und ein Vereinsbild zu schenken.
1954 war der Höhepunkt des Vereinslebens eine zweitägige Rheinfahrt.

„Angeregt vom Spiel anderer Spielmannszüge“ entschied der Verein 1955, sieben Fanfaren anzuschaffen, mit denen die Musiker erstmals zum Königschießen am 1. Mai 1956 auftraten. Zum Fanfaren-Repertoire gehörten der Lyra-Hornmarsch, der Fehrbelliner Reitermarsch sowie der Kreuzritterfanfarenmarsch. 1956 wurde eine weitere Neuerung zugunsten der musikalischen Qualität eingeführt: Fortan musste jeder, der an den Übungsabenden unentschuldigt fehlte, 20 Pfennig in die Vereinskasse zahlen. Von dem Erlös sollten neue Noten angeschafft werden. Im gleichen Jahr ereignete sich auch ein tragischer Unfall: Als der Spielmannszug an einem Übungsabend ausmarschierte, fuhr bei einbrechender Dämmerung ein Motorradfahrer in die Gruppe, zwei Vereinsmitglieder wurden verletzt, der Tambourmajor musste gar während des Schützenfestes das Bett hüten.

1957 wurde der Posten des Zweiten Vorsitzenden geschaffen. Damit wollte man sicherstellen, bei vorrübergehendem Ausfall des Ersten Vorsitzenden nicht führungslos zu sein. In diesem Jahr bekamen die Spielleute dunkelblaue Uniformjacken, mit denen sie fortan auftraten. Das Repertoire war übrigens wieder erweitert worden, dieses mal sogar um zwei vom damaligen Ersten Vorsitzenden Reinhold Lause selbst komponierte Fanfarenmärsche: den Hornmarsch Nr. 2 und den Füsiliermarsch.

In Jahr 1959 sollte es neben den üblichen Auftritten gleich zwei Höhepunkte geben: ein Freundschaftstreffen in Stemel im Sauerland und  ein großes Fest zum zehnjährigen Bestehen des Vereins. Das Freundschaftstreffen in Stemel am 10. Mai verband der Spielmannszug mit einem Tagesausflug mit Paddeltour auf dem Möhnesee. Der Auftritt in dem kleinen Ort im Sauerland war ein voller Erfolg und der Beginn einer langjährigen Freundschaft mit dem Spielmannzug Stemel. Am 26. September wurde das zehnjährige Bestehen ausgiebig gefeiert. Der Verein hatte eigens einen fünfköpfigen Ausschuss eingesetzt, der das Fest organisieren sollte. Zahlreiche auswärtige Vereine waren eingeladen, die mit dem Vinsebecker Spielmannszug gemeinsam in einem auf Schlosswiese aufgestellten Festzelt feierten. Das Fest war „das schönste und beste in unserer zehnjährigen Spielmannszugsgeschichte“, resümierte der Schriftführer des Vereins später im Protokollbuch..

Historie | Die 1960er Jahre.

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In den 60ger Jahren absolvierte der Spielmannszug in erster Linie die routinemäßigen Auftritte – beim Königschießen und Schützenfest in Vinsebeck, beim Karnevalsumzug in Steinheim und bei weiteren Schützenfesten in der Umgebung. Angesichts der zahlreichen Engagements sah sich 1963 der Verein gezwungen, härtere Maßnahmen zu ergreifen, um die Spielkameraden bei der Stange zu halten und für Disziplin zu sorgen. Jeder, der bei vertraglich festgelegten Festen fehlte, sollte fortan eine Strafgebühr von einer Mark pro Fehltag zahlen. Zahlungsverweigerern drohte der Ausschluss aus dem Verein. All diesen Bemühungen zum Trotz gelang es dem Verein nicht ein einziges Mal, mit allen Mitgliedern geschlossen aufzutreten. In diesem Jahr standen übrigens erstmals in der Geschichte des Vereins 20 Spielleute zur Verfügung.

1964 erlernte der Spielmannszug den Zapfenstreich, der zum ersten Mal zur Kriegerehrung beim Schützenfest an Pfingsten aufgeführt wurde – zusammen mit den berühmten Bückeburger Jägern, auf deren Wunsch der Zapfenstreich ausnahmsweise im Zelt und nicht am Kriegerdenkmal gespielt wurde.

1968 waren die alten Uniformjacken so abgetragen, dass der Verein beschloss, neue zu bestellen „ Trikot Marineblaue Offiziersröcke mit offenem Fasson einreihig, 3 Goldknöpfe ...“ Zu Pfingsten wurde die neue Uniform erstmals getragen. 

Auch zum 20-jährigen Bestehen feierte der Spielmannszug am 3. und 4. Mai 1969 ein großes Fest, zu dem wieder auswärtige Vereine geladen waren. „Unter frohen Marschweisen marschierte vor allem auch die Dorfjugend begeistert mit“, berichtete die Lokalpresse.

Historie | Die 1970er Jahre.

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1971 hatte der Spielmannszug die in der Geschichte des Vereins einmalige Größe von 60 aktiven Mitgliedern erreicht, darunter 14 Mädchen. Bei der Jahresversammlung wurden erstmals zusätzlich zum Vorstand zwei Jugendvertreter  gewählt. Überhaupt forderte der Vereinsnachwuchs lautstark mehr Mitspracherecht und Verantwortung, so dass man beschloss, den Vorstand aus den Reihen der jüngeren Generation zu besetzen – mit mäßigem Erfolg. Schon nach einem halben Jahr gab der Vorstand auf und die Ämter wurden zumindest teilweise wieder in die Hände von erfahrenen Mitgliedern gegeben. Aber das sollte nur der Auftakt zu heftigen Turbulenzen sein: Im Jahr 1973 standen vier verschiedene Vorstände an der Spitze des Vereins, zweimal musste bereits nach zwei bis vier Wochen neu gewählt werden, da der jeweilige Vorstand sein Amt niederlegt hatte. Hintergrund war das mangelnde Pflichtgefühl der Vereinsmitglieder, die einfach nicht zu Auftritten erschienen, wenn sie keine Lust dazu hatten. Ihren traurigen Höhepunkt erreichte die Krise an einem heißem Julitag, als nur vier Spielleute zu einem auswärtigen Auftritt antraten – und das bei einer Vereinsstärke von rund 50 Mitgliedern. Begleitet wurden die Turbulenzen von ständigen Austritten, die den Verein bis zum Ende des Jahres auf eine Größe von 31 aktiven Mitgliedern schrumpfen ließ. Danach kehrte wieder Ruhe ein. Der Vinsebecker Spielmannszug kam wieder seinen Verpflichtungen nach und feierte 1974 mit einem zweitägigen Freundschaftstreffen sein 25-jähriges Bestehen.

1976 wurde nach langer heißer Diskussion auf der Jahresversammlung dem ersten Spielmann „ausnahmsweise“ erlaubt, als passives Mitglied im Verein zu bleiben.

Historie | Die 1980er Jahre.

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Im Jahr 1982 gab es eine einschneidende  Neuerung für den Verein: Er wurde als e.V. eingetragen und eigens ein neuer Stempel angeschafft.
Auf der Jahresversammlung 1986 wurde zur Entlastung des Vorstandes ein Festausschuss gewählt, der sich um die Organisation von Grillfesten und anderen Veranstaltungen kümmern sollte. Sein Können stellte der Festausschuss gleich im ersten Jahr seines Bestehens mit einer für Vinsebeck neuen Idee unter Beweis – einer Fahrradorientierungsfahrt. Das Event war ein voller Erfolg. „Weil’s soviel Spaß machte gibt’s eine Neuauflage“ betitelte die Lokalpresse den Bericht über das Ereignis.

1989 wurde beschlossen, in Zukunft auch passive Mitglieder aufzunehmen, die allerdings kein Mitbestimmungsrecht bekommen sollten. Höhepunkt des Jahres und krönender Abschluss des Jahrzehnts war ein großes Fest zum 40jährigen Bestehen des Vereins, das dieses Mal sogar drei Tage lang gefeiert werden sollte.

Historie | Die 1990er Jahre.

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Da zu Beginn der 90ger Jahre immer mehr Spielleute passives Mitglied werden wollten, präzisierte der Verein 1993 die Voraussetzungen. Passives Mitglied durfte demnach jeder werden, der das 40. Lebensjahr vollendet hatte und ein sichtliches Interesse an der Musik und dem Verein hatte. Jüngere Interessenten konnten nur passives Mitglied werden, wenn sie länger als zehn Jahre aktiv im Verein tätig waren und das 30. Lebensjahr vollendet hatten. In all diesen Fällen sollte der Vorstand die Aufnahmen genehmigen und durchführen. Weitere Ausnahmen, so der Beschluss, müssten von der Vollversammlung bei Stimmenmehrheit genehmigt werden. Diese Regelung hatte aber nicht lange Bestand. Auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im Januar 1995 wurde beschlossen, dass jeder Aktive ohne Altersbeschränkung einen Antrag auf passive Mitgliedschaft stellen dürfe.

1993 unternahm der Verein seit langem wieder eine Zweitagesfahrt, dieses Mal nach Rüdesheim, Koblenz und Maischoß.

1994 wurde wieder einmal mangelnde Einsatzbereitschaft zum Thema. Der Verein löste das Problem, indem er passive Mitglieder als Aushilfen in Notfällen zuließ. Ende der 90ger Jahre wurde das Fanfarenspiel wiederbelebt und sogar Landsknechtstrommeln angeschafft. Allerdings sollte das Interesse nicht vorhalten: 1999 beschloss der Spielmannszug, die Trommeln wieder zu veräußern. Großer feierlicher Abschluss des Jahrzehnts war ein zweitägiges Fest zum 50jährigen Bestehen, zu dem am 21. und 22. August wieder ein Freundschaftstreffen veranstaltet wurde.

Texte: Mechthild Claes

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Historie | Die 2000er Jahre.

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Die 2000er Jahre standen ganz im Zeichen von musikalischer Ausbildung und Weiterentwicklung sowie vielen gemeinsamen Aktivitäten.

Für den Posten der musikalischen Leitung wurden erstmalig interne Spielleute an der Bundesmusikschule in Bad Gandersheim zu Dirigenten ausgebildet und gleichzeitig die dortigen Lehrgänge stärker beworben, sodass in den Folgejahren fast jedes Jahr erfolgreiche Lehrgangsteilnahmen durch Spielleute verzeichnet werden konnten.

Eine große stimmliche Veränderung erfolgte im Jahr 2005 durch die Umstellung der Flöten sowie der Lyra auf B- bzw. Es-Stimmen. Dadurch konnten Böhmflöten neu in das Register aufgenommen und somit das musikalische Repertoire erweitert werden. Diese Umstellung wurde durch ein erstmalig durchgeführtes Probenwochenende an der Bundes-musikschule in Bad Gandersheim unterstützt. Dafür wurden zusätzlich zwei Dozenten engagiert um Techniken zu verbessern, Lernerfolge in den Satzproben zu erhöhen und neue Musikstücke einzustudieren. Ein weiteres internes Probenwochenende fand 2006 im Pfarrheim statt und 2007 auf der Nordseeinsel Langeoog.

Weitere zukunftsweisende Veränderungen in diesem Jahrzehnt waren 2003 die Präsentation der ersten Internet-seite für die Öffentlichkeitsarbeit und der Bezug des vereinseigenen Raumes in der umgebauten Grundschule Vinsebeck im Jahr 2007. Die wöchentlichen Proben wurden fortan von der Turnhalle in den neuen Raum verlegt sowie 2008 der Antrittsort bei Auftritten. Die Ära einer Vereinskneipe ging somit nach 58 Jahren zu Ende.

Neben der musikalischen Weiterentwicklung wurde der Zusammenhalt innerhalb des Vereins gefördert, indem jedes Jahr gemeinsame Aktivitäten stattfanden. Der Spielmannszug verbrachte beispielsweise zwei Tage in Papenburg und besichtigte unter anderem die Meyer-Werft, es wurde eine Kanutour auf der Lippe mit Kutschfahrten für den Nach-wuchs organisiert, ein Teamtraining im Seilgarten Detmold sowie ein Besuch des Fußballbundesligaspiels von Arminia Bielefeld.

Musikalisch standen in diesem Jahrzehnt ebenfalls viele Premieren und Highlights an. So konnte sich der Verein 2003 erstmals bei einem 2-stündigen Konzert auf den Steinheimer Schlemmertagen präsentieren und 2007 bei der Premiere des Rainer-Reineccius-Marktes in Steinheim und des Maibaumaufstellens in Vinsebeck. Zum 55-jährigen Jubiläum veranstaltete der Spielmannszug am 17.07.2004 die musikalische Sommernacht „Sounds of Summers“ am Schloss. 2007 folgte die Organisation des Rahmenprogrammes zum Probenwochenende des Bundesmusikorchesters der Spielleute, dessen Höhepunkt ein durch den Spielmannszug moderiertes Konzert in der Aula der Realschule Steinheim war. Großer feierlicher Abschluss des Jahrzehnts war 2009 das dreitägige Fest zum 60-jährigen Bestehen des Vereins. Ein Konzert mit einer Zeitreise durch die musikalischen Jahrzehnte eröffnete das Fest. Am Folgetag nahmen 15 Musikzüge mit über 400 Musikern bei bestem Wetter an einem Umzug teil und präsentierten in der vollen Festhalle Meilenbrock tolle Bühnenspiele. Eine Party am Abend und ein Brunch am letzten Tag rundeten das Festprogramm ab.

 


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